Gewerbeflächenentwicklung: Was bleibt für die Zukunft?

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Die Süßener Sozialdemokraten stehen den geplanten neuen Gewerbegebieten in der Raumschaft kritisch gegenüber. In der jüngsten Sitzung des SPD-Ortsvereins wurde erneut der mit den interkommunalen Gewerbegebieten verbundene enorme Verlust von Agrar- und Naturflächen beklagt. Wirtschaftliche Fakten und der Strukturwandel sprechen zudem gegen einen steigenden Bedarf an Industriegebieten. „Wo bleibt die Solidarität mit der heimischen Landwirtschaft, wenn ihr Ackerböden entzogen werden, die sie für ihre Zukunftsfähigkeit braucht?“, mahnte Eberhard Herrmann an.

Arnulf Wein kritisierte, dass Süßen nun wieder Gespräche mit Gingen über das Interkommunale Gewerbegebiet (IKG) Auen aufnehmen will. Der Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats, die Entwicklung dieser Gewerbefläche zurückzustellen solange zeitgleich der Gewerbepark Lautertal vorangetrieben werde, sei richtig gewesen. Gingen habe mit einem eigenen Gewerbegebiet entlang der Burrenstraße und damit unmittelbar an der Süßener Gemarkungsgrenze gedroht, wenn man nicht das Interkommunale Gewerbegebiet (IKG) Auen angehe, verdeutlichte SPD-Fraktionschef Udo Rössler das Dilemma, das seinen Ausgang vor Jahren in den Verhandlungen mit Gingen über die neue Querspange in den Auen hatte.

Der SPD-Ortsvorstand drängt darauf, dass die Umstände, die zur Wiederaufnahme der Gespräche mit Gingen geführt haben, auf der nächsten Bürgerversammlung behandelt werden. Dabei solle auch der Gutachter der Stadt, Prof. Büchner, zu Wort kommen, der die Chancen zur Realisierung des von Süßen nicht gewollten, an der Burrenstraße angrenzenden Gewerbegebiets beurteilt hatte.

Die Vorstandsmitglieder bedauerten in ihrer jüngsten Sitzung, dass die vom Süßener Gemeinderat beschlossene Halbierung der im Gewerbepark Lautertal vorgesehenen Fläche von 28 ha im Verwaltungsverband bislang nicht habe durchgesetzt werden können. Die SPD-Fraktion will – zusammen mit den anderen Süßener Gemeinderatsfraktionen – jetzt wenigstens strenge Nachhaltigkeitskriterien für den Bebauungsplan und bei der Ansiedlung innovativer Unternehmen einfordern. „CO2-neutrales Bauen und Produzieren müssen dort die Standards sein“, sagte Udo Rössler. Auch der Zeithorizont muss nach Ansicht der Süßener Sozialdemokraten überdacht werden. Reiner Scheifele fragte: Ist es gegenüber künftigen Generationen maßvoll, wenn Gewerbeflächen in dieser Größe in nur 10 bis 15 Jahren realisiert werden sollen?

Martin Hommel wies darauf hin, dass im Kreis Göppingen die Industrie- und Gewerbeflächen in den letzten zwanzig Jahren zwar um 22 Prozent zugenommen hätten; Arbeitsplätze seien aber ganz überwiegend im Dienstleistungssektor und im industrienahen Bereich entstanden, nicht aber in den Branchen, die man in klassischen Industriegebieten findet. Mit neuen Gewerbegebieten könne man bestenfalls die gravierenden Verluste bei Industriearbeitsplätzen auf bestehenden Flächen ausgleichen. Eine Gewerbegebietspolitik, die nun vielfach untergenutzte Bestandsflächen außen vor lässt, sei nicht zukunftsgerichtet.

Für die SPD liegt die Zukunft der Gewerbeentwicklung im Dienstleistungssektor und bei kleinen innovativen Unternehmen mit hoher Wertschöpfung. Schon heute zeige sich, dass zu den besten Gewerbesteuerzahlern in Süßen schon längst nicht mehr große Industriebetriebe, sondern vor allem kleine, dienstleistungsorientierte Unternehmen zählen. Deren Erweiterungsbedarf könne vielfach in bestehenden Gewerbebrachen bedient werden.

Der SPD-Ortsverein will eine breit angelegte Diskussion über die Gewerbeflächenentwicklung in der Raumschaft mit anstoßen. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten den geplanten Flächenverbrauch, der in keiner Weise zu den wirtschaftlichen Trends passe, noch nicht zur Kenntnis genommen.