Am vergangenen Mittwoch hat der Runde Tisch zum interkommunalen Gewerbegebiet (IKG) Auen seine Arbeit aufgenommen. Das vom Gemeinderat eingesetzte Gremien soll den Konflikt um das Für und Wider einer Gewerbeentwicklung zwischen der Querspange und der neuen B 466 bearbeiten. Wir begrüßen den Ansatz sehr, alle Fakten und Argumente in einem moderierten Prozess zu prüfen und der Bürgerschaft eine aktive Beteiligung zu ermöglichen: Fragen und Anregungen können fortlaufend an die E-Mail-Adresse ikgauen@suessen.de gesendet werden.
Als SPD-Fraktion ist es uns wichtig, die Potentiale nicht- bzw. untergenutzter Gewerbeflächen am Ort in den Blick zu nehmen, bevor man ökologisch wertvolle Naturräume für eine Bebauung opfert. Das dem Gemeinderat jetzt vorgestellte Gewerbeflächenentwicklungskonzept liefert dafür leider nur oberflächliche Antworten. Zwar wird eine Nachverdichtung im Innenbereich empfohlen; es fehlt aber eine detaillierte Erfassung leerstehender Gebäude und Hallen, fehl- oder mindergenutzter Flächen und baulich vorgenutzter Brachflächen im Gewerbebereich. Wir vermissen auch Hinweise auf die der Stadt zur Verfügung stehenden Instrumente, um diese Immobilien für neue Nutzungen zu aktivieren. Dazu gehören Vor- und Rückkaufsrechte, proaktiver Grundstückserwerb, die Anpassung von Bebauungsplänen, externe Beratung und Förderprogramme, wie sie zum Beispiel das Land Baden-Württemberg anbietet.
Methodisch krankt das Gutachten daran, dass der prognostizierte Bedarf an klassischen Gewerbeflächen mit mehr als 8 ha Entwicklungen der Vergangenheit fortschreibt. Aktuelle Trends wie zum Beispiel Digitalisierung, Automatisierung und Strukturwandel in unserer Region sowie die Klimakrise mit dem Zwang zu einer CO²-neutralen Produktion führen zu Anpassungen, die sich auch konkret auf den Flächenbedarf auswirken. Im Kreis Göppingen wie in Süßen gingen in den letzten Jahren hunderte Arbeitsplätze in der produzierenden Industrie verloren. Neue entstehen vor allem im Handwerk, im IT- und im Dienstleistungsbereich – bei weiter wachsendem Fachkräftemangel. Schon heute sind die besten Gewerbesteuerzahler in Süßen vor allem kleinere Unternehmen: Von den 10 Top-Zahlern 2018 beschäftigten 8 weniger als 35 Mitarbeiter. Sie beanspruchen meist keine großen Flächen.