Gewerbeentwicklung: Nachverdichtung ernsthaft angehen

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Keine Frage: Süßen muss für Unternehmen attraktiv bleiben und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten am Ort bieten. Dabei sollte aus unserer Sicht eine Strategie verfolgt werden, die zunächst ungenutzte Flächen im Bestand erschließt und weiterentwickelt, bevor neue Gewerbegebiete auf der grünen Wiese angegangen werden. Wir haben den Eindruck, dass bei der Standortentwicklung in den letzten Jahren vieles laufen gelassen wurde und man zu einseitig auf die neuen interkommunalen Gewerbegebiete gesetzt hat.

Was uns fehlt ist ein kritischer Rückblick auf die Gewerbeflächenentwicklung der letzten Jahre: Was ist falsch gelaufen und welche Fehler sind künftig zu vermeiden? Wenn wir uns z.B. die Entwicklung in den Wiesgärten anschauen, muss man feststellen, dass dort vieles aus dem Ruder gelaufen ist. Nach der Insolvenz von Kellerbau sind dort vielfältige Um- und Neunutzungen erfolgt, aber eben auch unproduktive Lagerflächen und eine riesige Garage. Man fragt sich, ob die Nachfrage an Gewerbeflächen so hoch sein kann, wenn derartige Nutzungen erfolgen (müssen) und als einziger Arbeitsplatz bestenfalls der eines Hausmeisters entsteht. Auch laut Gutachten ist den befragten Süßener Unternehmen die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen am wenigsten wichtig; relevante Standortfaktoren sind für sie der Service der Stadtverwaltung, die Gewerbesteuerhöhe, die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Breitbandanbindung.

Innenentwicklung und Nachverdichtung werden im Gutachten als Daueraufgabe dargestellt. Was fehlt ist aber eine detaillierte Erfassung leerstehender Gebäude und Hallen, fehl- oder mindergenutzter Flächen und baulich vorgenutzter Brachflächen im Gewerbebereich. Wir vermissen auch eine Analyse der Intensität der Flächennutzung. Wie viele Arbeitsplätze gibt es bezogen auf die Fläche in den Gewerbegebieten? Und in welcher Qualität?

Luftbildauswertungen (Google Earth) zeigen die Potentiale untergenutzer oder neu zu aktivierender Gewerbeflächen am Ort. Sie anzugehen mag eine schwerige Aufgabe sein. Wir plädieren dennoch für den Vorrang der innerörtlichen Entwicklung mit klarem Fokus auf Handwerk und Dienstleistungen sowie die Förderung kleiner innovativer Unternehmen mit hoher Wertschöpfung, die zukunftsfähige Arbeitsplätze bieten und auch gute Gewerbesteuerzahler sind. Und wir wollen Arbeiten und Wohnen wieder zusammenbringen, z.B. zwischen Grau’scher Mühle und Jahnstraße. Das alles ist möglich. Es muss nur ernsthaft gewollt und konsequent vorangetrieben werden.