Fakten sprechen gegen großen Gewerbeflächenbedarf

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Die Süßener Sozialdemokraten sind erstaunt, mit welcher Vehemenz vereinzelt für die neuen Gewerbegebiete geworben wird. Die Befürworter ignorieren nicht nur den gebotenen Schutz wertvoller landwirtschaftlich genutzter Flächen, sondern auch schlicht wirtschaftliche Fakten, die gegen einen steigenden Bedarf an Gewerbeflächen sprechen. Das war der Tenor der jüngsten Beratungen des Ortsvereinsvorstandes der SPD zur Gewerbeflächenentwicklung im Gemeindeverwaltungsverband.

„Der Klimawandel ist längst schon bei uns angekommen, wie die jüngsten Hitzerekorde mit drastischen Schäden für Wald und Ernten in unserem Raum zeigen“, betonte Eberhard Herrmann. Natur, Landschaft und biologische Vielfalt seien durch den fortschreitenden Flächenverbrauch für Wohnen, Gewerbe und Verkehr massiv bedroht. Offene Böden seien ein natürlicher CO2-Speicher, eine weitere Versiegelung verhindere die Speichermöglichkeit des schädlichen Klimagases. Nationale und internationale Vereinbarungen zur Reduzierung des Flächenverbrauches und zum Klimaschutz würden vor Ort einfach bei Seite gewischt.

Beim Flächenverbrauch sieht Reiner Scheifele unterschiedliche Betroffenheiten der Verbandsgemeinden. Süßen ist mit 797 Einwohnern pro Quadratkilometer die am dichtesten besiedelte Kommune im Gemeindeverwaltungsverband. Die Stadt hat mit 12 Quadratkilometern die zweitkleinste Gemarkungsfläche, die von Donzdorf ist fast 4-mal, die von Lauterstein fast 3-mal so groß. Schon mit dem Neubau von B10 und B466 habe man notgedrungen große Eingriffe auf Süßener Markung zugelassen.

Udo Rössler wies darauf hin, dass die Ausweisung neuer Gewerbeflächen nicht zwangsläufig mehr Arbeitsplätze bringe. In den Jahren 2000 bis 2018 habe der Kreis über 10.300 Arbeitsplätze dazugewonnen (12,9 Prozent), aber nur rund 500 (+1,1 Prozent) in den gewerbegebietsklassischen Branchen. Gleichzeitig haben die Industrie- und Gewerbeflächen um fast 22 Prozent zugenommen. Auch die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart habe dieser Tage festgestellt, dass im Kreis Göppingen mehr Flächen angeboten als nachgefragt werden. Rössler: „Wir wollen deshalb den Gewerbepark Lautertal behutsam schrittweise und nach hohen qualitativen Standards entwickeln.“ Die Zukunft der Gewerbeentwicklung liege im Dienstleistungssektor und bei kleinen innovativen Unternehmen mit hoher Wertschöpfung. Schon heute zeige sich, dass zu den besten Gewerbesteuerzahlern in Süßen schon längst nicht mehr große Industriebetriebe, sondern vor allem kleine, dienstleistungsorientierte Unternehmen zählen. Deren Erweiterungsbedarf könne vielfach in bestehenden Gewerbebrachen bedient werden.

Die SPD sieht auch keinen Sinn darin, bei Priorisierung des Gewerbeparks Lautertal jetzt parallel ein weiteres interkommunalen Gewerbegebiets in den Auen voranzutreiben. Zur Wahrheit der entsprechenden Vereinbarung zwischen Süßen und Gingen gehöre, dass es sich um Absichtserklärung handelt. Als Bedingung für den Grundstückstausch zum Anschluss der Querspange ist sie in der Vereinbarung zwischen Süßen und Gingen nicht festgelegt. Süßen ist damals kein einziger Quadratmeter geschenkt worden, vielmehr wurden gleichwertige Flächen 1:1 getauscht. Und Süßen hat für den Tausch an Gingen zudem 75.000 Euro bezahlt. Gingen erklärte sich bereit, von dieser Summe 25.000 Euro an Süßen zurückzuzahlen – wenn das Gewerbegebiet Auen innerhalb von 15 Jahren realisiert wird. Zahlung und Rückzahlung hätten den Charakter einer Vertragsstrafe und zeigten die inhaltlichen Schwächen des Vertragswerks zu Lasten von Süßen, meinte Martin Hommel. Zudem sei es legitim, bei fortschreitendem Bewusstsein für Umwelt und Klima das weitere Vorgehen qualitativ zu hinterfragen und zu überprüfen.

Die Haltung und Stellungnahmen der SPD-Fraktion in der Gewerbeflächenentwicklung wurden einhellig unterstützt. Der Süßener SPD Süßen geht es darum, in welchem Umfang, in welchem Tempo und mit welcher Qualität die letzten größeren Gewerbeflächen im Gemeindeverwaltungsverband entwickelt werden. Es geht auch um spätere Entscheidungsmöglichkeiten für nachfolgende Generationen.